Werner Gebauer ist vieles: ehemaliger Gymnasiallehrer, langjähriger Trainer, Sportfunktionär, Familienmensch – und vor allem ein unermüdlicher Gestalter im Hintergrund. Seit fast fünf Jahrzehnten prägt er das Eishockey in Burgau, hat ganze Generationen auf dem Eis begleitet und den ESV Burgau wie kaum ein anderer geprägt. Wer ihn kennt, weiß: Gebauer sucht keine Bühne. Umso spannender, einmal mit ihm über seinen Einsatz, seine Werte und seine tiefe Verbundenheit zur Region zu sprechen.
Herr Gebauer, Sie sind seit 1975 beim ESV Burgau aktiv – erst als Spieler, dann als Abteilungsleiter, Trainer, Vorstand. Was treibt Sie an?
Der ESV ist mein Kind. Mein erstes Spiel habe ich 1975 gemacht – und seitdem hat mich der Verein nie mehr losgelassen. Ich habe selbst bis 2001 gespielt, Spieler verpflichtet, Trainer organisiert, später den Wiederaufbau nach dem Konkurs, zusammen mit einer Handvoll anderen die heute noch dabei sind, mit auf die Beine gestellt. Von 1999 bis 2005 war ich Zweiter Vorstand und seit 2006 bin ich Erster Vorstand. Und ja, das mache ich immer noch aus Überzeugung. Auch wenn meine eigenen Kinder nicht mehr aktiv sind, höre ich nicht auf. Es geht mir um den Nachwuchs, um Bewegung, um Gemeinschaft. Und: Ich weiß, wie wichtig Vereine und Ehrenamt für unsere Gesellschaft sind.
Stichwort Nachwuchs: Wie sieht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beim ESV aus?
Wir betreiben nicht nur Eishockey, sondern auch Eiskunstlauf – mit über 60 Mädchen. In der Eislaufschule starten Kinder ab vier Jahren. Unser Nachwuchs hat sechs Altersgruppen, jede davon mit eigenem Trainer und Co-Trainer. Und ja, das ist ein riesiger Aufwand – auch was Fahrten zu Auswärtsspielen betrifft. Aber es lohnt sich. Der Sport bringt die Kinder weg von Tablet und Fernseher. Ich war selbst Sportlehrer – Bewegung war mir immer wichtig. Im Verein lernen sie nicht nur Technik, sondern auch Teamgeist, Disziplin und Verantwortung.
Der Bau der neuen Eishalle war ein Meilenstein für Burgau. Was war Ihr Anteil daran?
Ein großer, ehrlich gesagt. Jahrzehntelang haben wir alle vom Verein für ein Dach über dem alten Stadion gekämpft. Über viele Jahre Lobbyarbeit ist daraus dann ein kompletter Neubau geworden. Unser Stadtbaumeister Herr Mihatsch hat uns und den Verantwortlichen im Stadtrat aufgezeigt, dass die Sanierung teurer wäre als ein Neubau – und wir haben im Hintergrund mitgewirkt, viele Stadträte überzeugt, unsere Erfahrungen eingebracht. Die Entscheidung fiel einstimmig aus! Heute ist die Halle ein Vorzeigeprojekt der Satdt – sie wird täglich von Schulen, Vereinen und der Öffentlichkeit genutzt. Das erfüllt mich mit Stolz.
Neben Ihrem Engagement im Sport waren Sie auch jahrzehntelang Lehrer. Was ist Ihnen im Umgang mit jungen Menschen wichtig?
Authentizität. Ich war nie autoritär, eher kumpelhaft – aber verbindlich. Ich wollte, dass meine Schüler mir zuhören, mir vertrauen vertrauen v.a. in meiner langjährigen Funktion als Oberstufenkoordinator (früher Kollegstufenbetreuer). Viele kommen heute noch auf mich zu und sagen: „Ohne Sie hätte ich mein Abi nicht geschafft.“ Das sind Momente, die hängen bleiben. Ich habe versucht, junge Menschen ernst zu nehmen und ihnen etwas fürs Leben mitzugeben – ob in Religion oder Sport. Und: Ich habe immer auf Augenhöhe kommuniziert. Respekt funktioniert nicht von oben herab.
Heimat bedeutet für Sie also mehr als nur ein Ort?
Absolut. Ich bin viel gereist – bis an die iranische Grenze, ans Nordkap, quer durch Europa. Aber wenn ich heimkomme, weiß ich: Hier ist es am schönsten. Heimat heißt für mich: Natur direkt vor der Tür, Gemeinschaft, Sicherheit – und ein Ort, an dem meine Familie gut leben kann. Ich war nie ein Mensch, der sich profilieren musste. Ich bin gerne im Hintergrund, gestalte lieber leise.
Unsere VR-Bank bezeichnet sich selbst als HeimatBank. Was bedeutet das für Sie – und wie erleben Sie die Zusammenarbeit?
Ich bin schon immer bei der Volksbank, später bei der fusionierten VR-Bank geblieben – privat wie über den Verein. Beide Banken haben uns immer unterstützt. Und das ist wichtig: Die Vereine leisten Sozialarbeit. Es geht nicht um große Summen, sondern um Präsenz, um Haltung. Sponsoren ermöglichen es, dass Kinder gefördert werden – und das zahlt sich aus. Vielleicht verkauft ein Unternehmen dadurch nicht mehr Produkte. Aber vielleicht verhindert es, dass ein Jugendlicher auf dumme Gedanken kommt. Das reicht doch schon.
Wenn Sie sich selbst in drei Werten beschreiben müssten – welche wären das?
Hilfsbereit. Zuverlässig. Familiär. Ich brauche kein Rampenlicht. Mir ist wichtig, dass man sich auf mich verlassen kann – ob im Verein, in der Familie oder früher in der Schule. Und wenn ich helfen kann, helfe ich. Punkt.
Herr Gebauer, vielen Dank für das Gespräch – und Ihr unermüdliches Engagement für unsere Region.
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