Alexander Noworzyn

Alexander Noworzyn

Kreativ / Ambitioniert / Regional

– als angehender Architekt begleitet Alexander Noworzyn seine Projekte von der Entstehung auf dem weißen Blatt Papier bis zum erfolgreichen Abschluss. Der junge, aber gleichzeitig bereits erfahrene HeimatGestalter gibt in unserem Interview Einblick in die verschiedenen Stationen seines bisherigen Werdegangs, wie er zum Beruf des Architekten kam und was die Highlights seiner täglichen Arbeit sind. Außerdem verrät er seine Inspirationsquellen und blickt auf die Zusammenarbeit zwischen Bank und Architekt.

   

Herr Noworzyn, jeder Architekt und jede Architektin besitzt wohl eine eigene Handschrift: Wie würden Sie Ihre eigene charakterisieren?

Dem kann ich nur zustimmen. Das beginnt in meinen Augen schon beim individuellen Bildungsweg und den persönlichen Interessensgebieten. Bei mir ist es so, dass mich die Architekturgeschichte sehr fasziniert und ich es immer geliebt habe, klassische Werke zu studieren. Mein Ziel war es stets, die gebauten Beispiele klassischer Moderne mit ihren Regeln zu verstehen. Mies van der Rohe war da zum Beispiel mit seinem Barcelona Pavillon einer der Vorreiter dieser Epoche in Deutschland. Für mich ist es spannend, inwiefern man die damaligen Ansätze, die ja im Prinzip zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang genommen haben, in der Neuzeit anwenden und dabei auch aktuelle ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigen kann. In dieser Hinsicht haben wir heute noch einmal komplexere Aufgaben zu meistern, als die Architekten damals: Ressourcenschonendes Bauen und möglichst kurze Wege, sind da neben den lokalen Beziehungen zu den Handwerkern und eben auch einer lokalen und intensiven Betreuung von Baustellen einige Schlagworte, die mir da in den Sinn kommen.

Wie sind Sie zu dieser Handschrift gekommen – oder anders gefragt, wie sieht Ihr Werdegang bisher aus?

Ich habe an der Hochschule München Architektur im Bachelor studiert, und währenddessen im Büro AR Architektur für Annette Ruess gearbeitet – anfänglich nur in den Ferien, aber dann auch während der Semester - also mehr oder weniger 100% Studium und 100% Arbeit parallel (lacht). Ich habe dort bereits sehr früh Verantwortung für Projekte übertragen bekommen und unheimlich viel lernen dürfen. Nach dem Grundstudium und zwei Jahren Praxiserfahrung in Vollzeit bei AR wollte ich dann aber noch einmal in das theoretische und konzeptionelle Arbeiten an der Universität einsteigen. Deswegen habe ich damals noch meinen Master an der Technischen Universität München (TU) gemacht und währenddessen auch ein Auslandsjahr in Stockholm (Schweden) verbringen dürfen, bevor ich 2022 meinen Abschluss gemacht habe. Diese Stationen, und natürlich auch die Menschen, denen man währenddessen begegnet, beeinflussen meine heutige Arbeit natürlich zu einem gewissen Grad, sodass ich heute zwar noch immer im selben Architekturbüro tätig bin, aber Architektur und die Arbeit eines Architekten anders verstehe als noch zu Beginn meines Studiums.

Wie sind Sie denn überhaupt mit der Architektur in Berührung gekommen?

Das ist eine gute Frage (schmunzelt). Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen in meinem Studium gewesen, die familiär bedingt gar nichts mit Architektur zu tun hatten. Ich bezeichne meinen Werdegang, deshalb gerne so ein wenig als die Kombination aus den unerfüllten Kindheitsträumen meiner Eltern. Meine Mutter war eigentlich immer mehr die Künstlerin und Kreative – ist aber am Ende in die Finanzverwaltung gegangen. Mein Vater wollte ursprünglich, handwerklich begabt, Schreiner werden, ist unter dem Strich dann aber Jurist geworden. Irgendwie kommen diese vier Bereiche – also jeweils ehemaliger Wunsch und tatsächlicher Beruf – ja auch im Alltag eines Architekten immer wieder in einer Art Destillat der Berufe zur Anwendung.

Das erste Mal bin ich als Jugendlicher konkret in Berührung mit dem Beruf des Architekten gekommen, als meine Eltern den Umbau unseres Hauses von einem Architekten planen haben lassen. Damals habe ich zum ersten Mal die Verbindung von gezeichneten zweidimensionalen Plänen und gebauter Realität in einem direkten Kontext gesehen, was mich stark fasziniert hat. Ab dann waren für mich die Leitplanken Richtung Architektur gesetzt. Ich war wahrscheinlich einer der wenigen, der bei der Abiturfeier schon wusste, was er studieren möchte und das auch durchgezogen hat und rückblickend, ist es gar nicht so schlecht gelaufen (lacht).

   

Ganz praktisch gefragt: Was bereitet Ihnen persönlich mehr Freude – Einfamilienhäuser oder größere Projekte, wie beispielsweise Ihre Arbeit an dem Neubau der Verwaltungszentrale von robatherm?

Auch wenn ich dieses Projekt eines meiner ersten größeren Projekte bei AR und hier im Landkreis unglaublich schätze, denke ich tatsächlich, dass da bei mir die Einfamilienhäuser sogar noch einen Tick weiter vorne liegen. Man baut immer für und mit den Menschen, die das Gebäude später bewohnenoder darin arbeiten werden und da ist keiner der wie der andere. Bisher habe ich mit jedem Bauherrn schnell eine persönliche Verbindung aufbauen können, sodass man im Prozess der Planung und des Bauens auch die Persönlichkeiten dahinter kennenlernt, was aber bei einem Einfamilienhaus natürlich noch einmal intensiver oder wesentlich direkter passiert, als beispielsweise bei einem Firmenprojekt. Und es ist auch dieses konkrete Umsetzen von individuellen Träumen, was ich an meinem Beruf so schätze.

Sie sind wie wir als HeimatBank hauptsächlich in der Region tätig. Wie würden Sie Ihr Vorgehen, Ihre Tätigkeit als Architekt charakterisieren?

Das stimmt, ich bzw. wir als AR Architektur sind vor allem hier im Landkreis Günzburg aktiv. Für uns wie wahrscheinlich auch für euch war und ist es immer wichtig, dass wir hier vor Ort sind. Wir wollen das, was wir entwerfen, auf der Baustelle, bis zum letzten Stein kontrollieren und mitgestalten können, was man eben nur mit der Präsenz vor Ort erreichen kann. Das habe ich mir von Beginn an auf die Fahne geschrieben, dass ich die Prozesse von A bis Z denken und mitbetreuen möchte. Für mich ist das auch das Schöne an meinem Beruf, eine Vision, die man am Anfang vor dem weißen Blatt Papier sitzend hatte, in ihrer Entstehung zu begleiten und bis zur Fertigstellung auch Einfluss auf das Resultat nehmen zu können. Im Prinzip geht das bis zum letzten Kissen, das dann noch auf die Couch gelegt wird (lacht). Es gibt ja auch Kollegen oder andere Berufe, die sich mit einzelnen Teilbereichen umso intensiver beschäftigen, aber das fand ich immer einen der schönen Aspekte an der Architektur, dass sie sich als eine Universallehre versteht, die viele Einflüsse und Inspirationsquellen kennt.

Als Architekt spielt das Thema Kreativität eine wichtige Rolle: Woher nehmen Sie Ihre Inspiration, um kreativ zu sein?

Tatsächlich zunächst einmal ganz klassisch aus Büchern. Das ist ein sehr schöner Aspekt der Architektur, dass (immer noch) viele qualitativ hochwertige Bildbände publiziert werden, aus denen man sich durch das Studium der Arbeit anderer Architekten Anregungen und Inspiration holen kann. Für mich persönlich ist aber auch Instagram eine essentielle Informationsquelle geworden, über die man quasi beiläufig neue Anregungen bekommen kann. Ich denke, dass es wichtig ist, eine Inspirationsquelle nicht aktiv z suchen. Das Prinzip „jetzt setze ich mich hin und werde inspiriert“, hat bei mir selten funktioniert. Ich will diesen Prozess in den meinen Alltag integrieren und eben immer wieder versuchen, alles, was man so sieht, erlebt und fühlt aufzusaugen und in meiner Arbeit einfließen zu lassen. Das ist sicherlich auch so eine gewisse Berufskrankheit, dass man sich Gebäude und Innenräume ganz genau ansieht: Wie sind die Details gelöst? Wie ist der Schrank verbaut? Welches Materialien werden verwendet? Und so geht man im Prinzip an jedem Tag in gebaute Räume , und kann seine Inspiration daraus ziehen. Für mich ist es wichtig, dass man als Architekt nie aufhört zu lernen.

Bei kostenintensiven Bauprojekten ist im Regelfall eine Bank involviert - inwieweit sind Sie eingebunden oder wie eng ist da die Beziehung von Bank zum Architekten?

Das läuft in der Regel eher über den Auftraggeber, denn der Architekt tritt ja im Prinzip als Kostenkontrolleur auf. Wir haben daher eine große Verantwortung, eventuell gesteckte Kostenziele einzuhalten. Gerade bei Einfamilienhäusern gibt es oft einen fixen Kostenrahmen, über den wir nicht so leicht drüber hinwegschauen können. Für mich bedeutet das aber nicht, dass man da in seiner Kreativität eingeschränkt ist, denn oft ist es auch richtig spannend, die Vorstellungen mit diesen vorgegebenen Limits zu verwirklichen, woraus oftmals wieder ganz neue Lösungsansätze entstehen können.

Da ist es beim Architekten wie beim Banker – man muss sein Handwerkszeug beherrschen. Man muss wissen, welche Stellschrauben man bei einem Projekt drehen kann, damit das Ganze schlussendlich in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Die Bank ist da wie der Architekt ein weiteres, wichtiges Zahnrad im System, das funktionieren muss, um am Ende erfolgreich zu sein. Man kann ein Bauprojekt auch nicht immer von Anfang perfekt durchplanen. Wenn sich beispielsweise die Lebenssituation des Bauherrn kurzfristig ändert, ist es für mich wichtig, das Projekt an die veränderten Umstände anzupassen, also mitunter nochmal an das Reißbrett zurückzukehren. Und auch hier braucht man wieder eine Bank, die diese Flexibilität bei Bedarf mitgeht, um das Projekt dann über die Ziellinie zu schieben.

Die Rubrik heißt HeimatGestalter – und Sie gestalten mit Ihrer Kreativität und Ihren Projekten bei AR Architektur aktiv Ihre Heimat mit. Haben Sie da eine konkrete Vision oder einen Traum, den Sie hier in der Region umsetzen möchten?

Der Standort Günzburg als mein Heimatstandort ist aufgrund von vielen Aspekten spannend. Geografisch sind wir ein absoluter Mittelpunkt in Süddeutschland, aber auch der Wirtschaftsstandort Günzburg hat ein großes Potential. Und dazu würde ich in der Region gerne etwas beitragen. Ein großes Projekt, das ich gern anschieben würde? Für mich war es immer ein Traum, nochmal ein Stück Stadt neu zu entwickeln, falls in Günzburg eine solche Entwicklungsfläche entsteht. Als Vergleich vielleicht die HafenCity in Hamburg, die nach dem Wegzug von Industrie auch aus einer Industriebrache entstanden ist. Ich finde es reizvoll, sich da noch einmal die großen Fragen zu stellen: Wie sollte Stadt funktionieren? Welche sozialen und wirtschaftlichen Player sind involviert? Wie möchten wir in Zukunft leben? So einen Stadtbaustein in Günzburg zu entwickeln wäre ein sehr spannendes Projekt, das ich hoffentlich irgendwann mal begleiten darf.

Sie selbst sind jung, haben aber bereits eine Menge Erfahrung sammeln können. Welchen Ratschlag würden Sie anderen jungen Menschen geben, die sich auch für Architektur begeistern?

Auf jeden Fall, dass sie so früh wie möglich damit beginnen, Arbeitserfahrung zu sammeln. Also wirklich von den ersten Semesterferien an, oder im Idealfall schon bevor man das Studium beginnt. Ich denke, dass das etwas ist, was mir als Abiturient total gefehlt hat. Man sollte so früh wie möglich damit anfangen, praktische Erfahrungen zu sammeln – egal ob es in Büros, in Werkstätten oder eben, wie bei mir auf der Baustelle ist, um mit neuen Situationen und Menschen konfrontiert zu werden. Aus diesem Grund würde ich mich auch erneut für die berufsorientiertere Hochschule entscheiden, wo Praktika vor und während dem Studium verpflichtend sind.

Man sammelt also konkrete Praxiserfahrung, bevor oder währenddessen man sich mit den theoretischen Themen auseinandersetzt. Andersrum ist es oftmals ein bisschen schwieriger, wenn man sich erst mal an das gemütliche Studieren oder Arbeiten im Büro gewöhnt hat, fällt es einem dann eher schwerer, um 7:00 Uhr bei Wind und Wetter auf die Baustelle zu gehen.

Die frühe Praxiserfahrung gibt einem natürlich auch die Möglichkeit, früh lehrreiche Fehler zu machen und an seiner eigenen Erfahrung zu arbeiten. Denn auch hier kann ich mich nochmal wiederholen – man sollte als Architekt nie damit aufhören zu lernen, aber umso früher damit beginnen.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke!

  • Name

    Alexander Noworzyn

  • Heimatort

    Günzburg